Jeder Generation ist die Aufgabe gestellt, den Glauben für ihre Zeit zu verantworten. Die Bibel ist aus evangelischer Sicht dafür eine zentrale Ressource. 2020 legt Eva Harasta mithilfe von vier biblischen Figuren unterschiedliche Zugänge zur Beziehung zwischen Macht und Gerechtigkeit. Wo die Macht der Menschen endet, ob Gerechtigkeit Begrenzung oder Intensivierung von Macht bedeutet, ob Gottes Segen machtförmig ist – in demokratischen Zeiten stehen dafür andere Denkmodelle zur Verfügung als in vergangenen monarchistischen Zeiten.
Salome oder: Der Tanz mit der Macht
Im Neuen Testament ein Mädchen ohne Namen, fesselte und blendete Salome seit dem 19. Jahrhundert die künstlerische Imagination. Unheimlicher als die Willkür, mit der Herodes Johannes den Täufer köpfte, um Salome einen Gefallen zu tun, erschien die Macht ihres Tanzes, mit der sie sich den Willen eines Mannes gefügig macht. Salome wurde zur dunklen, faszinierenden Projektionsfigur, zur verwerflichen Frau par excellence: eine echte Schwester der alten Eva. Als solche führt sie auf Abwege, die christliches Nachdenken über Macht und Gerechtigkeit neu erschließen.
Zeit: 18. Februar 2020 um 19:00
Zur Veranstaltung bei der Akademie